Vor allem im ländlichen Raum spielt das Thema Mobilität im täglichen Leben eine ganz entscheidende Rolle. Ob für den Weg zur Schule, zur Arbeit, zum Einkaufen, zum Arzt oder in die Innenstadt – häufig sind öffentliche Fahrangebote nur spärlich gesät oder für den potentiellen Nutzer unattraktiv. Und so greifen die meisten Menschen dann auf das eigene Auto zurück. Genau diese Situation möchte das Smart-City-Team der Stadt aufgreifen und den öffentlichen Personennahverkehr (kurz ÖPNV) für Zwönitz und vor allem für die Ortsteile attraktiver gestalten. Ein Ansatz ist dabei das „ERZmobil“, ein digitales Rufbus-System, welches den Nutzern den direkten Zugang zum getakteten Nahverkehr ermöglichen soll.
In Verbindung mit dem neuen „Chemnitzer Modell“, welches spätestens im
kommenden Jahr einen Zuganschluss im Stundentakt in Richtung Chemnitz
bzw. Aue realisieren wird, soll das geplante Projekt mindestens 80
Prozent aller Zwönitzer Bürgerinnen und Bürger im Umkreis von 600 Metern
von ihrer Wohnung einen Anschluss an den dann im Stundentakt
verkehrenden Zug ermöglichen. Die Entwicklung dieses Vorhabens soll
dabei gemeinsam mit den künftigen Nutzern erfolgen. Das Projektteam
setzt vor allem auf die Erfahrungen aus den einzelnen Ortsteilen,
besonders dort, wo konkrete Chancen für das ERZmobil vorhanden sind.
In einer erweiterten Ortschaftsratssitzung am 23.06.2020 kamen insgesamt 21 Vertreter aus den Ortsteilen bzw. Gremien der Stadt zusammen, um über genau diese Themen zu diskutieren: wie wird die aktuelle Mobilitätssituation in den Ortsteilen eingeschätzt, wo gibt es konkrete Anwendungs-beispiele und Nutzungsmöglichkeiten für den ÖPNV bzw. Zusatzangebote und wo liegen Schwierigkeiten und Potentiale in den einzelnen Ortsteilen? Nach einer kurzen Vorstellung des aktuellen Standes des Projektes und einer kurzen Einführung zu der aktuellen Situation des ÖPNV in jedem Ortsteil wurde in vier kleinen Gruppen diskutiert und im Anschluss die Ergebnisse zusammengetragen. Nach dieser Auswertung konnten sich die Teilnehmer wieder auf vier Stationen verteilen, diesmal ging es ganz konkret um die einzelnen Ortsteile. Nach gut zwei Stunden intensiven Austauschs entstand so ein erster Eindruck, wo aktueller Handlungsbedarf in Sachen Mobilität besteht. Auch mögliche Anwendungsfälle, welche die Einführung des ERZmobils zum Erfolg machen könnten, wurden eruiert.
Vor allem die Vernetzung zwischen den Ortsteilen wurde als mangelhaft bis hin zu katastrophal beschrieben. Eine Fahrt mit dem öffentlichen Verkehr in die Zwönitzer Innenstadt ist für viele schlicht nicht möglich. Aktuell konzentrieren sich die Busangebote auf den Schülerverkehr, eine regelmäßige Taktung ist nicht gegeben. An verschiedenen Haltestellen ist sogar nur der Ausstieg aber kein Zustieg möglich. Viele wünschen sich die angestrebte Taktung von einer Stunde, um so planbar an den ÖPNV oder die Innenstadt angeschlossen zu sein. Auch waren sich alle Teilnehmer einig, dass sich gerade Berufspendler nur schwer überzeugen lassen werden, komplett auf das eigene Auto zu verzichten. Der Hauptfokus sollte deshalb zunächst auf der sogenannten sekundären Mobilität liegen. Das umfasst den Weg zu Festlichkeiten, den Weg der Kinder zu Freunden oder zum Sportverein, den entspannten Abend beispielsweise in Chemnitz oder den Familienausflug, welcher dann eben nicht mit dem eigenen Auto zurück gelegt werden muss.
Auch die Heimreise von Wochenpendlern (z. B. Studenten und Berufsschüler) bildet dabei ein mögliches Szenario. Ein weiterer Punkt, der häufiger angesprochen wurde, ist die Infrastruktur, beispielsweise an den bestehenden Haltepunkten der Bahn in Zwönitz, Niederzwönitz und Dorfchemnitz. So sollten entsprechend ausreichend und vor allem sichere Abstellmöglichkeiten zum Beispiel für Fahrräder, besonders für die höherwertigen E-Bikes vorhanden sein.
In den einzelnen Ortsteilen gibt es also schon viele konkrete Ideen, um zukünftig den Betrieb des ERZmobils erfolgreich zu gestalten und auch weitere Rahmenbedingungen und Zusatzangebote zu schaffen, damit der ein oder andere doch ab und zu das Auto stehen lässt. Die technische Umsetzung von möglichen Lösungsansätzen soll nun zeitnah in einer zweiten Veranstaltung diskutiert werden. Hoffentlich wieder mit Vertretern aus allen Ortsteilen, die so auch den Zwönitzer Bürgerinnen und Bürgern zeigen, dass gemeinsam um neue Möglichkeiten für eine attraktive Anbindung der Ortsteile an Bus und Bahn und die Innenstadt gerungen wird.