Am 09.06.2020 kam seit Monaten der Zwangspause wieder der Stadtrat zusammen, dieses Mal in der Turnhalle am Brünloser Volkshaus. Und er hatte gleich über ein spannendes Projekt im Rahmen der „Smart City“ zu entscheiden. Es geht um das Bundesförderprogramm „Kommunen innovativ“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Satte 100 Prozent Förderung winken der Stadt bei einer Idee, welche in Zusammenarbeit mit dem Frauenhofer IWU aus Chemnitz umgesetzt werden soll. Und wie man es für das Smart City Projekt kennt, stehen dabei innovative Aspekte ganz groß im Fokus. Die ländlichen Regionen in Deutschland stehen vor großen demographischen Herausforderungen. Das betrifft natürlich auch Zwönitz. Gleichzeitig besteht der Trend, dass Familien wieder vermehrt Orte im ländlichen Raum als Lebensmittelpunkt wählen. Um den Pendelverkehr zu minimieren und die Attraktivität des Standortes zu steigern, werden Investitionen in Strukturen, die mobiles Arbeiten erlauben, immer wichtiger. Durch die Ansiedlung eines regionalen kommunalen Innovationszentrums, dem „Speicher“, möchte die Stadt eine derartige positive Arbeitsumgebung schaffen. Bis zum Jahr 2023 soll die ehemalige Weberei mit mehr als 4500 m² nun umgebaut werden. Der Speicher soll verschiedenen Nutzergruppen mit unterschiedlichen Nutzungsformen zur Verfügung stehen. Über Tele-Pendler, die ihr Büro an einigen Tagen in der Woche nutzen, bis hin zu industriellen Innovatoren, die die Infrastruktur und großen Flächen des Speichers monatsweise nutzen, um Versuchsstände aufzubauen.
Aktives Versorgungsmanagement
Eine große Herausforderung wird nach der Fertigstellung des Gebäudes, dass dessen Nutzung hochdynamisch sein wird. Dennoch muss, auch auf lange Sicht gesehen, ein kostendeckender Betrieb des Speichers sichergestellt sein. Eine Grundlage dafür ist die Umsetzung eines innovativen Energie- und Versorgungsmanagements. Damit soll die Energie optimal im gesamten Speicher bereitgestellt werden, egal welche Nutzung in den unterschiedlichen Bereichen des Gebäudes aktuell ist. Um allen Akteuren, auch den weniger finanzstarken, einen Zugang zu den Möglichkeiten des Speichers zu ermöglichen, bedeutet dies auch, ein auf den jeweiligen Bedarf angepasstes Nutzungsgebührenmodell anzubieten.
Aus energetischer Sicht soll das Innovationszentrum in seiner Grundkonfiguration ebenfalls mit modernen, offenen und modularen Energie- und Wärmesystemen ausgestattet werden und so als eine Plattform für Forscher und Entwickler im Bereich des Ressourcenmanagements dienen. Für das Smart City Team und das Frauenhofer IWU ist deshalb ein aktives Energiemanagementsystem die perfekte Lösung. Und gerade im Bezug zum Klimaschutz wird die Nutzung von „grünem“ Wasserstoff in Form der Integration einer Brennstoffzelle in der Energieversorgung geprüft. Alle energetisch relevanten Energiequellen, -senken, -speicher und -wandler sowie die zugehörigen Verteilsysteme sowohl in den zu vermietenden Räumen als auch in den vom Facility Management verantworteten, standortinternen Bereichen werden berücksichtigt. Die Erkenntnisse aus dem Projekt sollen dabei nicht nur dem Speicher zugutekommen. Das Projektteam möchte von Beginn an verschiedene weitere Akteure zur Beteiligung am Projekt einladen. Dazu zählen unter anderem weitere Innovationszentren, Akteure aus der Energiewirtschaft, Kommunen mit ähnlichen Vorhaben und interessierte Unternehmen, die sich die Übertragung der hier zu erarbeitenden Konzepte auf ihr Geschäft vorstellen können.
Und so waren auch die Stadträte vom Projekt begeistert und stimmten einstimmig für die Einreichung des Fördermittelantrages beim Bund. Nun heißt es Abwarten und Daumendrücken!