„Die Stadt Zwönitz entwickelt sich zum Innovationszentrum
für Technologieunternehmen mit einem attraktiven Arbeits- und Lebensumfeld.

 

Zwönitz wird somit zum innovativen, lebenswerten Vorreiter im Erzgebirgskreis,
was dazu führt, dass verstärkt junge Menschen nach Ausbildung oder Studium Zwönitz
als Lebensmittelpunkt wählen und die Einwohnerzahl dadurch anwächst.“

 

Ausgangssituation

Demografie

Die Stadt Zwönitz ist eine Kleinstadt im Erzgebirgskreis mit ca. 12.000 Einwohnern verteilt über acht Ortsteile auf insgesamt 64 km². Mit der Stadt Thalheim bildet Zwönitz ein kooperierendes Grundzentrum im Verdichtungsraum Chemnitz. Mit der beteiligten Kommune Elterlein leben in der Verwaltungsgemeinschaft ca. 15.000 Einwohner. Zwönitz ist gekennzeichnet durch eine sehr hohe Industriedichte, belegt durch eine Beschäftigungsquote im produzierenden Gewerbe von über 50 Prozent im Gegensatz zu einer Beschäftigungsquote von reichlich 40 Prozent im Erzgebirgskreis bzw. von unter 30 Prozent im Freistaat Sachsen im selben Sektor. Dies führt zu einer sehr niedrigen Arbeitslosigkeit. Deren Quote liegt im Raum Stollberg 1,5 Prozentpunkte unterhalb des Bundesdurchschnittes, was nahezu Vollbeschäftigung bedeutet. Der Arbeitskräftebedarf in den Zwönitzer Industrieunternehmen wächst jedoch stetig. So stieg die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in Zwönitz zwischen 2013 und 2018 um 5,6 Prozent auf 3.809. Wohingegen im gleichen Zeitraum die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Zwönitzer um 0,4 Prozent auf 5028 abnahm. Die Folge ist ein akuter Mangel an Fachkräften. Somit ist eine der größten Herausforderungen für die zukünftige Stadtentwicklung der Stopp des Einwohnerverlustes.

 

Im Erzgebirgskreis, in dem der jährliche Bevölkerungsrückgang in den letzten 10 Jahren etwas weniger als 1 Prozent pro Jahr betrug, hebt sich die Stadt Zwönitz mit einem jährlichen Verlust von ca. 0,5 Prozent im gleichen Betrachtungszeitraum positiv heraus, da die Bevölkerung langsamer abnimmt als in den umliegenden Gemeinden. Dennoch verstärkt auch dieser geringere Verlust den Mangel an Fachkräften. Die amtliche Prognose des Statistischen Landesamtes geht für die kommenden Jahre von einem jährlichen Bevölkerungsrückgang im Erzgebirgskreis von ca. 1 Prozent aus. In der für viele Lebensbereiche sehr bedeutsamen Altersgruppe von 0-65 Jahren sogar von 2 Prozent.

Arbeitskräfteentwicklung

Bei genauerer Betrachtung konnte in den letzten drei Jahren in Zwönitz jedoch eine positive Entwicklung beobachtet werden. Orientiert an den Altersklassen einer Studie des Berlin-Institut (Berlin-Institut, Urbane Dörfer, 2019) lässt sich feststellen, dass die Klasse der Familienwanderer (30 – 49 Jährige) in Zwönitz eine positive Bilanz aufweist und der Saldo im Bereich der 0 – 49 Jährigen insgesamt positiv ist (vgl. Abbildung 1). Im Jahr 2019 ist es gelungen, einen deutlich positiven Wanderungssaldo bei den unter 50-Jährigen zu erreichen.

*statistische Beeinflussung durch Flüchtlingsbewegung

Ansatzpunkte für die Bevölkerungsentwicklung

Kleinstadt als Wirtschaftsfaktor

Ein großes Problem vieler Städte und Wirtschaftsunternehmen ist die Sichtbarkeit im ländlichen Raum. Es fehlt meist an großen Unternehmenssitzen, Konzernzentralen oder Bundesbehörden. Der Großteil der Wirtschaftsstruktur ist bestimmt von mittelständischen Betrieben und Gewerben mit lokalem Bezug. Gerade diese gewisse Unabhängigkeit bzw. regionale Verbundenheit begünstigt ein nachhaltiges Wirtschaften. Und so findet man immer wieder sogenannte „Hidden Champions“ (heimliche Gewinner – relativ unbekannte größere Unternehmen mit mehr als 50 Millionnen Euro Umsatz oder mehr als 500 Mitarbeitern) auch in kleineren Städten im ländlichen Raum. Die hochtechnologisierten Unternehmen sind häufig weltweit vernetzt und wirkliche Innovatoren in ihrem speziellen Produktions- oder Dienstleistungsbereich. Durch solche Partner kann die Wirtschaftsentwicklung positiv beeinflusst werden und sie sind attrakive Arbeitgeber. 

Familie und Heimat

Gerade im ländlichen Raum spielt das Thema „Familie“ eine entscheidende Rolle. Fehlende Infrastruktur- oder Dienstleistungsangebote können durch die Hilfe von Verwandten oder Freunden häufig ausgeglichen werden. Der soziale Zusammenhalt ist häufig wesentlich stärker als in einer Großstadt. Und wie jede Region ihre Besonderheiten besitzt, so ist dieser Zusammenhalt im Erzgebirge besonders ausgeprägt. Über Jahrzehnte hat sich so eine eingeschworene Gemeinschaft gebildet, welche als ausgesprochener Pull-Faktor (Anreiz, in ein bestimmtes Land/eine bestimmte Region zu gehen) beispielsweise für Rückkehrer zu sehen ist. Die gewachsenen sozialen Strukturen sowie die Nähe zu Familie und Freunden ist für viele ein primärer Grund, in die „alte“ Heimat zurück zukommen und sich damit auch beruflich neu zu orientieren. Damit verbunden ist eine große Wertschätzung für die Region und letztendlich die eigenen Wurzeln. 

Orte der Innovation

Der Aufbau alternativer Formen von Gewerbe- und Arbeitsinfrastrukturen (z. B. Co-Working) im ländlichen Raum hat sich als beachtetes Forschungs- und Entwicklungsgebiet etabliert. Lagen bisher die Ballungszentren im Fokus der Betrachtung, so ist heute zu beobachten, dass das Thema „Innovation im ländlichen Raum“ verstärkt von Interesse in Medien, Wissenschaft und Wirtschaftsunternehmen ist. So werden dem ländlichen Raum durch Dezentralisierungseffekte, getrieben durch soziokulturellen Wandel (Beliebtheit ländlicher Lebensweise), Digitalisierung und der Stärkung der wissensintensiven Wirtschaft neue Entwicklungspotentiale zugeschrieben. Ländliche Räume bilden Orte der Selbstverwirklichung, Kreativität und Innovation. Sie ermöglichen unter ruhigen und entspannten äußeren Bedingungen ein konzentriertes, effizentes und erfolgreiches Arbeiten, Forschen und Entwickeln. Dabei können die gleichen hochtechnologischen und digitalen Voraussetzungen eingesetzt werden wie in den Metropolen heute schon möglich.

Land als als Lebensraum

Der ländliche Raum bietet durch seine strukturelle Beschaffenheit die Möglichkeit der Entfaltung verschiedenster Lebensmodelle, welche meist ohne / oder mit wenigen Einschränkungen im Vergleich zum Leben in einer Großstadt umgesetzt werden können. Die Nähe zur Natur ermöglicht eine positive Entwicklung und unterstützt einen gesunden Lebensstil. Der Etablierung von nachhaltigen und ökologischen Geschäftsmodellen wird Raum gegeben. So zieht es immer mehr Menschen aus den Großstädten aufs Land zu Familie und Freunden. Dies begünstigt eine generationsübergreifende Gesellschaft, in welcher der „Heimatgedanke“ eine zentrale Rolle spielt. Gerade auf der sozialen Komponente des Lebensraumes „Land“ liegt ein starker Fokus durch die unterschiedlichsten Möglichkeiten für Jung und Alt. Dabei sind gut ausgeprägte Vereinsstrukturen, Angebote der städtischen Teilhabe und die geringere Gefahr einer „Vereinsamung“ älterer Menschen nur einige wenige Beispiele. Diese kleinräumlichen Strukturen sind die Basis für ein erfülltes Leben im ländlichen Raum. Außerdem spielt das Thema „Natur und Landschaft“ eine weitaus größere Rolle als in einer Großsstadt. Viel Grün, Wälder, Felder, kleine Seen sowie die Nähe zu Bauernhöfen und Tieren geben im Alltag die Möglichkeit, direkt vor der Haustür Erholung und Entspannung zu finden. „Dort leben, wo andere Urlaub machen“ hat man direkt vor der Haustür. Allein durch die räumliche Nähe und die strukturellen Gegebenheiten ist die Landschaft direkt verbunden mit dem eigenen Lebensraum, was zu einer deutlich größeren Wertschätzung der ländlichen Raumes führt.

Die Vision der Stadt Zwönitz

Die Stadt Zwönitz blickt in den letzten 30 Jahren auf eine positive Entwicklung zurück. In dieser Zeit wurden gute Bedingungen für eine positive Entwicklung für die Zukunft geschaffen: eine attraktive Innenstadt, eine lebendige Stadt- und Zivilgesellschaft mit einem breiten Vereinsleben, vielseitige Orte der Daseinsvorsorge (z.B. Schulen, Kindertagesstätten, Schwimmbäder, Sportstätten, Pflegeheime). Bei allen positiven Entwicklungen steht die Stadt aber vor demografischen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Nicht zuletzt der Wandel in der Arbeitswelt und höhere Individualität und Mobilität erfordert die kontinuierliche Anpassung des städtischen Umfelds. Viele Aspekte sind dabei zu berücksichtigen: die Entwicklung der Wirtschaft, die Lebensqualität der Bürger sowie der nachhaltige Umgang mit der einzigartigen Natur im Erzgebirge sind hier beispielsweise zu nennen. Zwönitz möchte dabei ein Vorreiter im Erzgebirge sein und durch die eigene Ausrichtung und Entwicklung genau die Grundlagen für Unternehmen oder Start-Ups bieten, um eine nachhaltige Wirtschaftsstruktur zu etablieren, auch in einem Technologiebereich, der sonst eher selten im ländlichen Raum zu finden ist. Gleichzeitig sollen junge Menschen und Familien in unsere Stadt gelockt werden, um auf lange Sicht die demografische Entwicklung in Zwönitz zu stabilisieren und positiv zu gestalten.